Optisch berührungsloses Messen von Weg und Geschwindigkeit

Einfluss von Bodenbeschaffenheit,
Radgröße und Achsentyp

Dr. Burghard Korneffel

 

Beginn des Rollen bei grob narbigem Bodenbelag

Damit das Wägelchen auf grob narbigem Boden losfährt, muss eine „Startzugkraft“ aufgewendet werden, um das erste Hügelchen des Bodenbelages, vielleicht einen 5 mm hohen Wulst, zu erklimmen. Bei der Abfahrt von diesem Wulst wird die potentielle Energie  in kinetische Energie zurück gewandelt und bei der Auffahrt auf den nächsten Wulst erneut als potentielle Energie gespeichert usw. usw. Große Räder benötigen eine geringere Startzugkraft als kleine Räder. Die exakte Erklärung dieses Phänomens würde hier zu weit führen. Man denke an die Wirkung eines auf dem Weg liegenden Zweiges, wenn man diesen a) mit den Inlineskatern oder b) mit dem Fahrrad überfährt.

Bei sehr geringer Neigung des Untergrundes reicht die durch die Schwerkraft erzeugte Zugkraft zum geschilderten Starten auf grob narbigem Untergrund nicht mehr aus. Eine plötzliche Bewegung des Baby erzeugt einen Impuls, der sich auf die mechanische Konstruktion des Kinderwagens überträgt und eine Zugkraft in Richtung des Gefälles aufbauen kann. Je größer die Räder, um so höher die Wahrscheinlichkeit, dass die plötzliche Bewegung des Baby das Wegrollen längs des Gefälles startet.

Einfluss der Radgröße

Wägelchen mit winzigen Rädern würden auf grob narbigem Untergrund (rutschfest) nicht so recht in Fahrt kommen. Allerdings muss man auf grob narbigem Boden um so kräftiger schieben, je kleiner die Räder sind.

Je größer die Räder, um so weniger hindert der grob narbige Untergrund. Es gab mal Kinderwagen, die hatten sehr schmale Räder, aber mit Durchmessern wie bei einem Fahrrad. Solche Wägelchen galten als besonders schick. Mode wiederholt sich. Vielleicht werden irgendwann in den nächsten hundert Jahren solche hochbeinigen Vehikel erneut ein Verkaufsschlager. Ihre Rollreibung wäre auch auf grob narbigem Untergrund gering, und sie kämen ordentlich in Fahrt.

Gelenkige Halbachsen kontra starre Achsen

Bei Wägelchen mit winzigen Rädern sind meist die vorderen Halbachsen gelenkig. Solche Wägelchen halten nicht die Spur. Sie könnten durch die V-förmige Querneigung zur Mitte des Bahnsteiges hin gelenkt werden. Einmal in Fahrt gekommen, würden sie wahrscheinlich um die tiefer liegende Mittellinie des Bahnsteiges pendeln. Aber bei den meisten dieser Fabrikate kann man die Halbachsen auf „starr“ blockieren.

Große und in der Silhouette schlanke Räder sitzen auf starren Achsen, nur dann können sie nah am Wagenkörper platziert werden und ein elegantes Design bewirken.

Wägelchen mit starren Achsen halten die Spur und können, einmal durch die Längsneigung in Fahrt gekommen, über die Bahnsteigkanten in Richtung Gleisbett hinauszuschießen.

Kinderwagen mit Starrachsen haben gegenüber den mit gelenkigen Halbachsen auch Vorteile. Ist ein Bürgersteig zur Straße hin geneigt (Ablauf des Regenwassers), so zieht es den gelenkigen zur Straße hin, und man muss beim Schieben dagegen steuern. Der mit den starren Achsen fährt auf geneigtem Bürgersteig genauso wie auf nicht geneigtem, man muss nicht gegensteuern. Macht man in hügeligem Gelände einen Halt, so genügt es zur Sicherung gegen Wegrollen, den Kinderwagen mit Starrachsen quer zum Gefälle zu stellen. Ein gelenkiges Modell muss zusätzlich durch Bremse oder Stein vorm Rad gesichert werden.

Fazit

Die Längsneigung des Bahnsteiges bewirkt letztlich das gefährliche Rollen über die Bahnsteigkante hinaus. Man kann mit einer Querneigung das Wegrollen nicht grundsätzlich verhindern. Auf einem Bahnsteig ohne Längsneigung wird nie ein Wägelchen selbstständig über die Bahnsteigkante hinweg rollen.

© Dr. Burghard Korneffel

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9. Dezember 2010

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